"Oh, Knob Creek 12 ist in Deutschland zu haben!" war wohl die freudige Reaktion vieler Bourbon bzw Knob Creek-Fans im letzten Monat, der jedoch durch den Blick auf den Preis eine jähe Ernüchterung folgte. "Kostenmutig" haben wir uns dennoch drangemacht um zu schauen, wie sehr drei Jahre mehr Reifung den Knob Creek 12 - bei gleicher Mash Bill und gleichem Alkoholgehalt - vom Standard-Knob Creek 9 Years abheben...
Nase: Eiche, Nuss, Süßholz, Orange, Schokolade, brauner Zucker, angebrannt-karamelisierte Noten, süßer Sirup…. Cola, Kokosnuss. Mund: Dunkel und tief mit mit Eiche, Nuss, kräftig-süß mit Karamell, Crème brûlée, schwere rote Frucht, fruchtiger Pfeffer, Zimt, Nelken. Abgang: mittellang-lang, warm, weich, glühend, holzig und etwas würzig, dunkler Kakao dann Vollmilch, lange auf dem Gaumen bleibend.
Ein wirklich sehr schöner Bourbon mit den "typischen" Knob Creek-Noten, allerdings tiefer und dunkler, insgesamt intensiver, gleichzeitig aber auch feiner, und ergänzt um die eine oder andere Facette die der normale nicht hat.
Rein formal trennen ihn eine drei Jahre längere Reifezeit vom normalen Knob Creek 9 Years... und 100€. Denn während ersterer regulär für knapp 30€ zu haben ist, muss man für den 12er knapp 130€ hinlegen. Die drei Jahre haben hier wirklich was bewirkt, doch machen wir's kurz und schmerzlos: Der Preis ist zu hoch, und sicherlich zum großen Teil der Tatsache geschuldet, dass die Vertriebswege noch nicht ganz hinhauen. Sollte er hier im großen Stil verfügbar werden, und sein Preis sich den in den USA üblichen 60$ annähern, wäre er eine Empfehlung. Doch so wie es derzeit ist, bietet der 9-jährige Standard-Knob Preis/Leistungs-technisch deutlich mehr.
Wer mehr über den Knob Creek 12 Years erfahren möchte, vor allem im direkten Vergleich mit dem Knob Creek 9 Years, dem sei unser neues Video empfohlen:
Fans des 9-jährigen werden hier vollauf begeistert sein. Denn er setzt konsequent den Weg des 9-jährigen fort, nicht nur in der Tiefe, sondern auch in der Breite. In der Nase zuerst viel Eiche. Aber nicht in Form eines Holzbretts, wie es z.B. beim Elijah Craig 18 der Fall ist. Es ist mehr eine geröstete Eiche, die dem KC viel Charakter und Würze verleiht. Dazu Vanille, Karamell, Demerara-Zucker, Baking spices, ein Hauch Nelke und natürlich, wie soll es sonst bei KC sein, Erdnüsse. Die 50% sind sehr präsent; nicht alkoholisch scharf, sie treiben aber alles mächtig voran.
Im Mund hat er mich dann sehr überrascht. Er ist seeehr tief und dunkel. Gleichzeitig aber auch warm und weich. Als würde man in ein tiefes, dunkles Loch stürzen, dann aber sehr weich und behutsam landen. Geschmacklich ein komplexes Zusammenspiel von Karamell, dunkel-fruchtigen Noten, aber auch ein Hauch Tabak und Gewürze. Vielleicht etwas Süßholz. Der Alkohol treibt hier wieder alles voran, hält sich ansonsten aber viel mehr zurück als in der Nase.
Der Abgang ist warm, wohlig einlullend, mit Eichennoten, die ins schokoladige übergehen, ein paar Gewürzen und schlussendlich etwas Süße.
Insgesamt ein wirklich toller Bourbon! Einerseits sehr zugänglich, andererseits tief und verwoben. Eine Schande, dass man hierzulande Unsummen für diese Flasche hinlegen muss (falls man sie überhaupt findet), während der Preis in den USA angesichts der Qualität mehr als fair ist.
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