Eine strubbelige Woche liegt hinter mir, trotzdem möchte ich mir die Zeit nehmen und das schöne Onlinetasting vom Brühler Whiskyhaus am vergangenen Mittwoch Revue passieren lassen.
Schon am frühen Abend goss ich die 6 Samples für den Abend in die Nosinggläser. So konnten sie sich eine gute Zeit im Glas entfalten.
Begonnen hat das Tasting mit dem GuM CC Strathmill 15 Jahre (destilliert 2008). Gelegen hat das Destillat im Refill Bourbon Cask. Mit 56,9%vol. ein heißer Start in den Abend.
Nase: Vanille, helle Früchte, Zitrus, leichter Alkoholstich, weißes Gummibärchen, minimal Klebstoff. Nach einer Viertelstunde intensive Milchschokolade und Malz.
Geschmack: Fruchtige Süße, malzig, leichte Eichen-Bitterkeit und Zitrone.
Abgang: Eiche und Brustkamelle
Ein toller Starter in den Abend, der zwar punchy durch den Alkohol war, jedoch die Aromen schön transportieren konnte.
Danach folgte der GuM CC Glenlivet 17. Dieser Whisky war ebenfalls eine Refill Bourbon Cask Reifung. Das Destillat kam mit 59,4%vol. ins Rennen.
Nase: Fleischig, Kräuter, frisch (Minze) und süße, rote Äpfel.
Geschmack: Sehr süße Vanille, präsenter Alkohol, Banane und Aprikose.
Abgang: Weiterhin starke Aprikosennote mit etwas Eiche.
Ein wirklich leckerer Tropfen, der zwar nicht hoch komplex ist, jedoch perfekt zum Genießen.
Als dritter Whisky des Abends folgte der GuM CC Glenrothes 16 (destilliert 2007). Diesmal lag das Destillat im Refill Sherry Hogshead.
Nase: Keksteig, buttrig, Vanille, Muff und stechender Alkohol.
Mund: Erdbeere, Erdbeere, Erdbeere und Erdbeere. Krass.. wie Sirup. Der Alkohol (62,7%vol.) ist stark, keine Frage. Doch gewöhnt man sich schnell. Wasser hat diesem Whisky in meinen Augen nicht gut getan.
Abgang: Kräuter und Eiche.
Eine unglaubliche Geschmackserfahrung. Toll. Bei meinen Notes muss ich schmunzeln, „der Alkohol kickt wie ein Maulesel“.
Jetzt ging es nach einer kurzen Pause hin zu den spezielleren Sachen.
An Platz 4 folgte der GuM CC Mannochmore 26 Jahre (destilliert 1996) mit 49,8%vol. Das Destillat wurde im Refill Sherry Hogshead gelagert.
Geschmack: Sehr weich im Mund, der Alkohol ist super eingebunden. Süße Vanille, Eiche, Tabak und Leder. Danach rote Beeren.
Abgang: Fruchtig süß.
Dieser Whisky hat mich aus den Socken gehauen und war klar die Nummer eins.
An Stelle 5 folgte der GuM CC Longmorn 25 Jahre (destilliert 1998) mit 53,7%vol.. Dieses Mal Lagerung im First Fill Sherry Hogshead.
Nase: Alte Bücher, Leder, Früchtekompott, eine tolle Süße und Würzigkeit.
Geschmack: Früchte Kompott (1zu1), Vanille, sehr weiches Mundgefühl. Süß und klebrig.
Abgang: Leicht scharf, es bleibt Kirsche.
Krass, das Mundgefühl nach dem Trinken des Whiskys entsprach 1 zu 1 dem nach einem Glas Sherry.
Zu guter letzt folgte mein Endgegner. Dazu muss ich sagen, ich liebe torfige Whiskys. Ich habe meine Leidenschaft auf Islay begonnen und bis jetzt nie etwas gefunden, dass ich nicht mochte. Ja, bis jetzt. Es folgte…
der GuM CC Ledaig 22 Jahre (destilliert 2001) aus dem Refill Sherry Butt mit 57,7%vol..
Nase: Schwelendes Industrieholz, fettes Leder, salzig und fleischig, Burnout.
Geschmack: Lackritz, Vanille, Eiche, Leder, alles im Mund zieht sich zusammen. Der Rauch ist dezent, hin und wieder blitzt Karamell durch.
Abgang: Eiche und Karamell
Dieser Whisky hat mich mit seiner Nase an die Grenze gebracht. Es klingt unappetitlich, aber ich musste leicht würgen. Der Geschmack ist extrem komplex und viel angenehmer als die Nase. Trotzdem absolut nicht meins ;)
Ein toller Tastingabend, der mir abseits der Standards eine neue Geschmackswelt aufgezeigt hat. Zusammen mit den lieben Menschen im Chat und der lustigen, aber ansprechenden Moderation von Friendly Mr. Z hatte ich einen wundervollen Abend :)